Bildunterschrift: Einige Bestände des Atlantischen Kabeljaus (Gadus morhua) in den europäischen Gewässern haben sich kürzlich von vorheriger Überfischung erholt, für andere Bestände sieht es jedoch noch nicht so gut aus. Die Gemeinsame Fischereipolitik der EU sieht vor, dass die Überfischung bis 2020 beendet sein soll.
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Da die Überfischung in den Gewässern der Europäischen Union noch immer ein großes Problem darstellt, sprechen Fischereiminister, Branchenleader und sonstige Interessenvertreter darüber, wie sich die in der Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) der EU gesteckten Ziele erreichen lassen, beispielsweise dadurch, dass Fischereiminister die Fanggrenzen schneller im Einklang mit den Empfehlungen der Wissenschaftler festlegen.
Dies war das vorherrschende Thema am 21. Februar auf der Veranstaltung „Countdown bis 2020“, die von The Pew Charitable Trusts in Brüssel ausgerichtet wurde. Andere Hauptthemen waren die Erfolge und Grenzen der Anwendung der GFP auf regionaler Ebene und die Umsetzung der EU-Verpflichtung zur Anlandung aller Fänge. Die Veranstaltung besuchten über 100 Teilnehmer aus der ganzen EU. Sie erwies sich als Schlüsselmoment für die Bemessung des Fortschritts bei der Umsetzung der GFP, dem für die EU wichtigsten Regelwerk zum Fischereimanagement.
Die GFP wurde 2013 einer weitreichenden Reform unterzogen und trat im darauffolgenden Jahr mit ambitionierten Zielen in Kraft. Eines ist das EU-weite Ende der Überfischung bis zum Jahr 2020.
Im Folgenden haben wir einige Diskussionen aus der Konferenz „Countdown bis 2020“ zusammengefasst.
Andrew Clayton, der das Projekt von The Pew Charitable Trusts zur Beendigung der Überfischung in Nordwesteuropa leitet, eröffnet die Konferenz „Countdown bis 2020“ am 21. Februar in Brüssel.
The Pew Charitable Trusts
Fortschritte bei der Beendigung der Überfischung
Nach einem im November 2017 veröffentlichten Bericht, der von Pew in Auftrag gegeben wurde, müssen die Entscheidungsträger in der EU schneller agieren, um die Überfischung zu beenden. Die Minister der Mitgliedsstaaten haben bereits Verbesserungen erzielt, als bei den Ratstreffen im Oktober und Dezember die Fanggrenzen für 2018 festgelegt wurden, jedoch übersteigen immer noch 44 % der für 2018 beschlossenen Fanggrenzen die Empfehlungen der Wissenschaftler. Die Fortschritte bestätigen die Erklärungen des EU-Kommissars für Umwelt, Maritime Angelegenheiten und Fischerei Karmenu Vella, denen zufolge er die Minister beim Dezember-Treffen zu Verbesserungen angeleitet hat. Es bleibt aber abzuwarten, ob diese Bewegung, die gerade mal zwei Jahre vor dem Fristablauf 2020 stattfindet, dafür ausreicht, das Hauptziel der GFP zu erreichen.
Einige Konferenzteilnehmer sahen die aktuellen Fortschritte als ausreichend an und hielten trotz des rechtlich festgelegten Stichtags eine größere Flexibilität bei der schwierigen praktischen Umsetzung von Teilen der Fischereipolitik für erforderlich. Andere Redner erinnerten die Zuhörer daran, dass die GFP ursprünglich das Jahr 2015 als Termin für das Ende der Überfischung vorgesehen hatte, und äußerten ihren Unmut über die Verzögerungen bei der Sicherung der umweltbezogenen und sozioökonomischen Vorteile einer nachhaltigen Fischereibewirtschaftung. Viele waren insbesondere deshalb darüber verärgert, weil sich die EU auch ihm Rahmen der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen verpflichtet hat, der Überfischung bis 2020 ein Ende zu setzen.
Regionalisierung der GFP: Hilfe oder Hindernis?
Die reformierte GFP enthält eine wichtige Bestimmung zur Ausarbeitung detaillierter Regeln und längerfristiger Managementpläne auf regionaler Ebene. Dies erfolgt in jeder Region in Zusammenarbeit mit Beiräten, in denen Interessensvertreter aus den Bereichen Fischerei und Meeresumwelt Beiträge leisten. Unsere Podiumsdiskussion zu diesem Thema hat eine lebhafte Debatte über die bisherigen Erfolge und Defizite dieses Prozesses losgetreten. Die Redner wiesen auf die Schwierigkeiten hin, die ein so breit gefächerter Prozess durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Interessenvertretern mit sich bringt, und äußerten Bedenken, dass die Ziele der Politik verwässert würden, wenn das Fischereimanagement individuell auf die einzelnen Regionen zugeschnitten wird. Diese Bedenken sind wohl begründet: Die Entscheidungsträger haben Mehrjahrespläne für die Bestände der Nord und Ostsee vereinbart, dabei aber Ziele gesetzt, die hinter denen der GFP zurückbleiben. Anstatt zum Ende der Überfischung beizutragen, besteht mit diesen regionalisierten Plänen das Risiko, dass Ausnahmen zur GFP entstehen.
Ein durchgehend diskutiertes Thema auf der Konferenz war der Umstand, dass manche Regionen, beispielsweise Nordeuropa, Fortschritte bei der Beendigung der Überfischung machen, während andere, insbesondere das Mittelmeer, weiterhin der Überfischung ausgesetzt sind. Die Minister der Mittelmeerländer lassen erkennen, dass sie, beispielsweise mit der Initiative Medfish4ever und durch Verbesserung der Managementinstrumente, durchaus in der Lage wären, den Trend umzukehren, dass jedoch, wie bereits ausgeführt, die Zeit knapp wird.
Ulrike Rodust (links), Mitglied des Europäischen Parlaments, und Esther Winterhoff, Ständige Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in der Europäischen Union, hören zu, wie Justyna Zajchowska, Beraterin des Europäischen Meeresprogramms von Pew, die Vor- und Nachteile der Entwicklung speziell auf die regionalen Gewässer der EU abgestimmter Fischereimanagementpläne erörtert.
The Pew Charitable Trusts
Anlandeverpflichtung entfacht lebhafte Debatte
Die GFP enthält die Verpflichtung, die Praxis der Rückwürfe toter Fische drastisch einzuschränken, da sie eine nicht zu rechtfertigende Verschwendung von Ressourcen darstellt, und sicherzustellen, dass Fänge an Land gebracht werden. Diese Bestimmung, die zu präziseren Fangdaten führen wird, wurde seit 2015 stufenweise eingeführt und ist in nur etwas mehr als 10 Monaten in vollem Maße umzusetzen.
Pew's Arbeit der letzten vier Jahre in den Beiräten zeigt, dass sich die Umsetzung der Anlandeverpflichtung alles andere als einfach gestaltet. Vielmehr hat sie Experten und Interessenvertreter vor eine beträchtliche Herausforderung gestellt und nicht nur auf der Konferenz eine leidenschaftliche Debatte ausgelöst. Während für die Erfüllung dieser GFP-Anforderung noch viel komplizierte Arbeit ansteht, haben die Beiräte dabei geholfen, den Grundstein zum Erreichen dieses Ziels zu legen. Dies belegt den Wert und das Potenzial der Beiräte sowie der Experten, die ihnen angehören. Einige von ihnen waren auch auf der Konferenz vertreten.
Dave Reid vom DiscardLess Project gab den Anstoß zu lebhaften Diskussionen über die Schritte, die in der Praxis nötig sind, um die Anlandeverpflichtung der GFP zu erfüllen.
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Es liegt noch Arbeit vor uns
Gegen Ende der Konferenz hoben die Redner die ökonomischen Vorteile eines Endes der Überfischung und eines verbesserten Fischereimanagements hervor – eine passende Überleitung zur Abschlussrede von Kommissar Vella. Der unterstrich die bisher erzielten Fortschritte und die noch zu erledigende Arbeit – eine wichtige Mahnung, da der Zyklus der Entscheidungsfindung über die Fanggrenzen für 2019 gerade in Gang kommt.
Karmenu Vella, EU-Kommissar für Umwelt, Maritime Angelegenheiten und Fischerei, beim Handschlag mit Andrew Clayton von The Pew Charitable Trusts, dem Leiter des Projekts zum Ende der Überfischung in Nordwesteuropa.
The Pew Charitable Trusts
Sie konnten nicht mit dabei sein? Holen Sie das jetzt einfach nach
Ein Video der Konferenz kann hier abgerufen werden. Lassen Sie mich schließlich noch den Expertenrednern und Konferenzteilnehmern, allen voran unserem Ehrengast Kommissar Vella, danken.
Andrew Clayton leitet die Bemühungen von The Pew Charitable Trusts, die Überfischung in Nordwesteuropa zu beenden.